Einmal ohne Mafia, bitte!
Früher zahlten Gastronomen in Palermo ihr Schutzgeld an die Cosa Nostra wie Steuergeld. Heute kämpft eine neue Unternehmergeneration mutig gegen die Erpressung. Doch die Mafiosi verdienen ihr Geld längst anders, auch auf unseren Tellern.
Die Gastronomie und ihre Zulieferbetriebe sind einer der wichtigsten Sektoren für die Mafia. Nach wie vor zahlen die meisten Restaurants, Bäckereien und Bars ihren pizzo.
Für die Mafia hat das Schutzgeld zwei Funktionen: Es ist eine Einnahmequelle und verschafft Kontrolle über ihr Territorium.
Mafiosi sind soft. Sie überzeugen dich. Sie sagen, komm, ich will dir helfen. Du hast ein Problem? Ich kümmere mich darum. “Ti metto a posto.” Aber du musst mir dafür Geld geben.
Indem du zahlst, wirst du Teil eines Netzes. Das kann für viele hilfreich sein. Doch als Unternehmer hast du dann keine Kontrolle mehr.
In Palermo stecken die alten Mafiafamilien seit Jahren in einer Krise. Organisatorisch und wirtschaftlich. Viele Mafiosi sind verhaftet. Die Schutzgeldzahlungen halten da zumindest die notwendige Verbindung an die Basis. Seid ihr noch da? fragen sie.
“Die Mafia ist noch lange nicht besiegt. Doch heute gibt es auch die anderen Halunken: Trump, Putin, Erdogan .”
Laetizia Battaglia, wurde als Fotojournalistin weltweit berühmt, nachdem sie jahrzehntelang die Gewaltverbrechen der sizilianischen Mafia dokumentierte.
In erster Linie ist die Mafia ein kulturelles Problem. Sie hat sich über 150 Jahre etabliert. Und den Jungen fehlen oft andere Perspektiven. Das Schweigen, die omertà, ist dabei eines der Hauptursachen für den Erfolg der Mafia. Seit einigen Jahren ändert sich dies jedoch.
Diese Geschichte erschien 2020 im Marmite Magazin 03/20